Überlauf der Edertalsperre

Technischer Hochwasserschutz

Unter dem Begriff des Technischen Hochwasserschutzes versteht man das Errichten, Betreiben und Unterhalten von Anlagen, die eine Ausbreitung des Hochwassers verhindern oder die Hochwasserscheitelabflüsse vermindern und so gefährdete Bereiche schützen. Dazu zählen unter anderem Hochwasserrückhaltebecken, Talsperren, Polder, Deiche und Dämme, Schutzmauern und Gewässerausbauten.

In den Einzugsgebieten der innerhessischen Gewässer wurden in den vergangenen 70 Jahren Hochwasserrückhaltebecken und Talsperren mit einem Gesamtstauvolumen von circa 100 Millionen Kubikmeter errichtet. Diese Rückhalteanlagen sind meist gezielt oberhalb schützenswerter Flussabschnitte und gefährdeter Ortslagen angelegt und werden unmittelbar für diese Aufgabe eingesetzt. Je nach Hochwasserereignis und Überlagerung von Hochwasserwellen mit Seitengewässern können sie darüber hinaus auch eine überregionale Wirkung zeigen.

Die Aktivierung von Wasserrückhalt kann auch durch kleinere technische Maßnahmen wie der Anlage einer Sohlrampe oder einer Profileinengung am Gewässer erreicht werden. Durch den damit verbundenen Aufstau verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit und ein erweiterter Retentionsraum wird erschlossen.

Objektschutz

Im Einflussbereich eines Fließgewässers befindliche Gebäude sind potenziell durch Hochwasser bedroht. Gegen das Eindringen von Oberflächenwasser bieten sich Schutzanlagen (sog. Wassersperren) im Außenbereich als auch Abdichtungs- und Schutzmaßnahmen unmittelbar am Gebäude zur Verhinderung des Eindringens von Wasser in das Gebäude an.

Für den Objektschutz ist gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, zum Beispiel:

Klassische Barrieresysteme sind der Einsatz von Sandsäcken zum Objektschutz. Bei mobilen Barrieresystemen werden Türen, Tore und Öffnungen u.a. mittels passgenau angefertigter Dammbalken und Endstützen (z.B. aus Aluminium) vor eindringendem Oberflächenwasser geschützt. Um eine hohe Dichtigkeit der Barriere zu erreichen, werden mit Hilfe von Verspannschlitten die Dichtungen zwischen den Dammbalken und die Bodendichtung gegen die Aufstandsfläche verpresst. Zur Abdichtung von Kellerfenstern können auch Platten von außen auf der Druckseite an die Wand montiert werden. Dabei wird die Wandöffnung komplett überdeckt.

Barrieresysteme haben sich als mobile Hochwasserschutzelemente vielerorts bewährt. Entscheidend ist die sachgemäße Lagerung und rechtzeitige fachgerechte Montage im Hochwasserfall. Dabei sind Vorwarnzeiten zu beachten.

Bei kurzen Vorwarnzweiten eignen sich Klappen (z.B. aus Stahl) für die Abdichtung von Kellerfenstern Die Klappen können sowohl von innen als auch von außen an die Wand montiert werden. Die Klappen lassen sich in unterschiedlicher Richtung öffnen, sodass die normale Funktion des Fensters gewährleistet bleibt.

Im Hochwasserfall kann der Wasserspiegel im Kanalnetz derart ansteigen, dass sich der Rückstau bis über die Hausanschlüsse hinaus in das Gebäudeinnere fortsetzt. Um dies zu verhindern, ist der Einbau von sogenannten Rückstauklappen vorzusehen.

Grundsätzlich sollte vorab geprüft werden, ob durch ansteigendes Grundwasserwasser die Gebäudesubstanz im Hochwasserfall bei gleichzeitigem Einsatz der Objektschutzmaßnahmen gefährdet wird (Gefahr des hydraulischen Grundbruchs). Diesbezüglich empfiehlt sich die Heranziehung eines Fachgutachters.
Unabhängig davon, welche Technik angewendet wird, ist es wichtig, den Umgang mit den technischen Einrichtungen regelmäßig zu üben und die Funktionsfähigkeit zu überprüfen.

Mobile Hochwasserschutzwand in Frankfurt am Mai im Januar 2011